Naturwissenschaftler der 8. Klassen besuchten Dillinger und Völklinger Hütte

von Christian Wittkowsky, 08.12.2014, 11:18 Uhr

Unser Kurs „Naturwissenschaften und Ökologie“ der 8. Klasse fuhr am vergangenen Wahlpflichtfachtag ins Saarland um gleich zwei Stahlhütten zu besichtigen. Mit der Bahn ging es zunächst nach Dillingen an der Saar, wo wir ausnahmsweise einen exklusiven Blick auf die Arbeit der Hochöfner und Stahlkocher der Dillinger Hütte werfen durften.

Die Dillinger Hütte ist Europas führender Hersteller für Grobbleche, die z.B. für Brücken, Wolkenkratzer, Schiffe, Pipelines und Maschinen benötigt werden. Unsere Gruppe wurde zunächst im Besucherzentrum empfangen. In einem Film erhielten wir einen Einblick in die Arbeit der Dillinger Hütte. Danach wurde uns die Vielfalt der Ausbildungsberufe vorgestellt. Von A wie Anlagen- bis Z wie Zerspanungsmechaniker; aber auch kooperative Studiengänge sind in Dillingen dabei. Danach ging es, ausgestattet mit Helm, Kopfhören und schwerem Feuerschutzmantel, mit dem Bus auf dem riesigen Werksgelände zu einem der Hochöfen, in dem aus Steinkohlenkoks, Eisenerz und Zuschlägen das Roheisen gewonnen wird. Aus dem Schlackenbett, wo die glühende Schlacke mit Wasser gekühlt wird, stiegen dichte warme Wasserdampfwolken empor, so dass wir die Hände vor Augen nicht mehr sahen. In der Abstichhalle spürte man dann die Hitze des Hochofens. Unsere Gruppe durfte live bei einem Abstich dabei sein! Jetzt hieß es, das Visier des Schutzhelmes runterzuklappen. Mit einem ferngesteuerten Riesenbohrer wurde dazu das Abstichloch aufgebohrt. Sekunden später schoss das fast 2000°C heiße Roheisen unter enormen Druck, begleitet von einem riesigen Funkenregen, aus dem Hochofen. Durch feuerfeste Rinnen gelangt das flüssige Roheisen zu den Torpedowagen, die es dann zum Stahlwerk transportieren. Selbst durch unsere schwere Schutzkleidung drang die Hitze mit solcher Kraft, dass jedem von uns nur ein kurzer Blick auf das Füllloch des Torpedowagens möglich war. Beeindruckt fuhren wir weiter zum Leitstand des Hochofens, der aus Sicherheitsgründen weit entfernt ist. Unzählige Bildschirme, hunderte Knöpfe und Schalter dienen der Kontrolle der beiden Hochöfen mit einer Tagesleistung von ca. 13.000 Tonnen Roheisen pro Tag! Von hier aus werden auch die Winderhitzer (Couper) gesteuert, die die über 1300°C heiße Luft (Wind) über eine Ringleitung in den Hochofen pressen. Zahlreiche Kameras überwachen diesen Vorgang. Weiter ging es per Bus vorbei an riesigen Mischbetten, dem Stahlwerk und der Kokerei zum Hafen, wo gerade Eisenerz aus Brasilien von einem Schiff entladen (gelöscht) wurde. Zurück am Besucherzentrum machten wir noch ein Erinnerungsfoto bevor wir mit der Bahn zum zweiten Ziel des WPF-Tages, der Völklinger Hütte, fuhren.
Die Völklinger Hütte ist ein ehemaliges Eisenwerk und wurde 1986 stillgelegt. 1994 ernannte die UNESCO die Völklinger Hütte als erstes Industriedenkmal auf der Welt zum Weltkulturerbe. An diesem Nachmittag konnten wir nur einen Bruchteil des 7 km langen Rundweges bestreiten. Durch die dunklen Gänge der Möllerhalle führte der Weg hoch hinauf auf die Aussichtsplattform am Hochofen. Der Aufstieg über die Gichtbühne zum Dach der Winderhitzer in 60 Metern Höhe über offene Gitterroststufen war nur was für Schwindelfreie. Von hier oben hatten wir einen tollen Ausblick auf das 260 Hektar große Gelände der Saarstahl AG, von dem die Weltkulturerbefläche „nur“ 10 Hektar einnimmt. Die komplette Gichtbühne ist in ihrer ganzen Länge von 240 Metern begehbar und wir machten dort noch einige Fotos. Unten am Kohlegleis stellten sich die Mutigen von uns noch in den Orkan eines Winderhitzergebläses. Um 21.30 Uhr ging unser spannender Wahlpflichtfachtag zu Ende.

Text und WPF Lehrer: Herr Pulch – Herzlichen Dank!